Die Bibliothek wurde von Edward Raczyński gestiftet. Das klassizistische Gebäude wurde in den Jahren 1822-29, nach den in Rom von einem unbekannten Architekten gefertigten Plänen, erbaut. Die Vorderfassade des Bauwerkes, mit einem imposanten Säulengang aus 12 Paar gusseisernen korinthischen Säulen, ist der Ostwand des Pariser Louvre nachgeahmt. Dies war das erste Gebäude in Polen, das ausschließlich zur Aufbewahrung der Bibliotheksammlungen errichtet wurde. Das 1945 zerstörte Gebäude wurde 1953-56 wiederaufgebaut. 1998 renovierte man die Fassaden.
Die Bibliothek wurde am 5.05.1829 eröffnet. Gemäß dem Stiftungsstatut kam sie in den Besitz der Stadt, die Verwaltung darüber sollte ein Kuratorium ausüben. Die Sammlungen betreute ein Bibliothekar; der erste war der Historiker Józef Łukaszewicz. Den Beginn der Büchersammlung stellten über zehntausend vom Stifter geschenkte Bände dar. Direkt vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges umfasste die Bibliothek ca. 165 tausend Bände. Im Jahre 1943 wurde, aus Angst vor Bombenangriffen der Verbündeten, der wertvollste Teil der Sammlungen zum Gut von Józef Aleksander Raczyński in Obrzycko gebracht. Dadurch wurden 17 tausend Bände, vor allem Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucke, meistens aus den vom Bibliotheksstifter geschenkten Sammlungen, gerettet. 1945 verbrannten die in Poznań belassenen Sammlungen.
Die Raczyński-Bibliothek ist heutzutage die zweite, nach der Universitätsbibliothek, Bücherei der Stadt. Zur Zeit umfasst sie ca. 1,6 Mio. Bände. Die Büchersammlung stellen drei getrennte Einheiten dar: Sondersammlungen, wissenschaftliche Grundsammlung und Bildungs- und Belletristiksammlungen in Filialen und Bibliothekspunkten. Die wertvollsten Positionen wurden in den Sondersammlungen gesammelt, u.a. über 9 tausend Handschriften (darunter ca. 100 Pergamentdokumente), fast 18 tausend Frühdrucke (darunter ca. 250 Inkunabeln) und ca. 10 tausend kartografische Einheiten. Zu den wertvollsten Werken gehören: die Handschrift des Gesetzesbuches von 1460, das eine Sammlung theologischer Abhandlungen des Augustyn Triumphus von Ankona enthält, Frühdrucke-Polonica, z.B. Werke von Stanisław Hozjusz (1553), Łukasz Górnicki (1566), Mikołaj Rej (1568), posener Drucke aus der Buchdruckerei von Melchior Nehring (1577) und aus der Jesuitendruckerei (17.-18. Jh.). Die Bibliothek führt auch eine Dokumentation des derzeitigen Kulturlebens in Poznań. In deren Rahmen ist ein Zentrum für die Dokumentation der Großpolnischen Literatenkreise tätig.