Ein Kollegium, d.h. ein Ordenshaus, in dem sich ein Teil der Ordensbrüder mit der Ausbildung der Jugend beschäftigte, wurde in Posen 1570 gestiftet. Im darauffolgenden Jahr kamen die ersten Jesuiten nach Posen. Das Kollegium wurde 1573 eröffnet; der erste Rektor war Priester Jakub Wujek, der Begründer und erster Rektor des Jesuitenkollegiums in Posen und Autor der ersten Bibelübersetzung ins Polnische. Die Schule hatte ein hohes Bildungsniveau.
Im Jahre 1611 verlieh König Zygmunt III Waza den Jesuiten das Privileg einer Universität, der Widerspruch der Krakauer Akademie führte jedoch dazu, dass Papst Paul V. die Eröffnung einer neuen Universität nicht bewilligte. In den Jahren 1678-85 hatte das Kollegium, kraft eines Privilegs des Jan III. Sobieski das Recht, wissenschaftliche Grade auf dem Gebiet der Philosophie und Theologie zu verleihen. Die Jesuiten besaßen eine umfangreiche Bibliothek, seit 1677 verfügten über eine eigene Druckerei (bekannt sind 630 Titel aus dieser Offizin) und führten ein Schultheater. Die Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 unterbrach die Tätigkeit der Schule nicht; seit 1780 bestand sie weiter als Großpolnische Akademie, später (1793) als Posener Fakultätsschule.
Nach der Ankunft in Posen ließen sich die Jesuiten im südlichen Teil der Stadt, unweit der Stadtpfarrkirche, nieder. Ihr erster Sitz war das Gebäude des ehemaligen Krankenhauses für die Schüler der Pfarrschule, mit der Kapelle der hl. Gertrud. Gleichzeitig fingen sie mit dem Bau des Kollegiums an, das im Laufe der nächsten Jahrzehnte sukzessiv vergrößert wurde.
Das zur Zeit bestehende Kollegium wurde im 18. Jahrhundert gegründet. Der Bau des von Giovanni Catenazzi entworfenen Gebäudes begann 1703. Nach Verlegung der Fundamente wurden die Bauarbeiten durch den Nordischen Krieg unterbrochen und erst 1722-32 beendet. Zuerst hatte das Gebäude die Form eines Hufeisens; um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die östliche Seite um den Flügel beim heutigen Kolegiacki-Platz erweitert. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde der Innenhof auf der nördlichen Seite mit einem einstöckigem Gebäude und einem Tor geschlossen, über dem ein Turm erbaut wurde. Im 19. Jahrhundert wurde ein niedriger Risalit mit Eingang vom Innenhof und zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Gebäude entlang der Straße Za Bramką hinzugebaut.
Nach der Auflösung des Kollegiums hatten in dessen Räumen unterschiedliche preußische Behörden ihren Sitz, u.a. der Regierungsbezirk des Großherzogtums Posen. In den Jahren 1815-30 residierte hier der Statthalter des Herzogtums, Fürst Antoni Radziwiłł. In seinem Salon konzertierte 1828 Frederic Chopin. Im Herbst 1806 hielt sich in dem Gebäude Napoleon Bonaparte auf. In der Zwischenkriegszeit hatten hier Woiwodschaftsbehörden ihren Sitz; nach 1962 beherbergte das Gebäude Stadtbehörden. Heutzutage hat hier die Stadtverwaltung ihren Sitz.
Ein riesiges, viergeschossiges Gebäude überdeckt ein Giebeldach. Die Fassaden - unabhängig von der Zeit ihrer Entstehung - schmücken stileinheitliche, barocke und neobarocke Dekorationen. In den Jahren 1995-98 wurde das Bauwerk renoviert und dessen Innenräume gründlich modernisiert. Im Westen grenzt das Gebäude an die Kirche des hl. Bischof Stanislaus.. An der gegenüberliegenden Seite der Gołęba-Straße befindet sich ein barockes Gebäude der ehemaligen Jesuitenschule, erbaut um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Seine vier einstöckigen Flügel umgeben einen kleinen Innenhof. Bis 1858 befand sich dort das Gymnasium der hl. Maria Magdalena. Zur Zeit hat dort die Staatliche Ballettschule ihren Sitz.