Vorbereitungen für den Bau
Das Postulat, ein Denkmal der Opfer des Juni 1956 zu bauen, wurde am 10. Oktober 1980 während der Versammlung des Zwischenbetrieblichen Gründungskomitees der Großpolnischen Gewerkschaft NSZZ Solidarność formuliert.

Das Tempo der Arbeiten am Denkmal war schwindelerregend, der 25. Jahrestag der Ereignisse nahte, und die Initiatoren waren sich dessen bewusst, wie knapp der Raum der gerade erlangten Freiheit war. Um die Spendebereitschaft in der Gesellschaft anzuregen und die Erinnerungen an den Juni zu wecken, wurden öffentliche Sammlungen gestartet und Kultur- und Sportveranstaltungen organisiert.

Der Denkmalbauwettbewerb wurde am 22. November 1980 ausgeschrieben, und im Dezember des gleichen Jahres wurde der Wettbewerb für die Inschrift auf dem Denkmal und auf 4 Gedenktafeln, die vor den Toren der Cegielski-Werke und anderer Betriebe, deren Arbeiter sich dem Aufstand angeschlossen haben, angebracht werden sollten.

Nach zahlreichen Diskussionen wurde am 6. Februar 1981 der Entwurf des Bildhauers Adam Graczyk und des Architekten Włodzimierz Wojciechowski mit dem Wappen "Einheit" gewählt: "Zwei schreitende Kreuze, die mit einem Arm zusammengebunden sind, Fesseln auf dem Arm und an der Seite der Kreuze ein Wache über sie haltender Adler".

Eine weitere Herausforderung war es, einen entsprechenden Standort für das Denkmal zu finden und die Zustimmung der Behörden zu erlangen. Letztendlich wurde die Entscheidung getroffen, dass das Denkmal auf dem Mickiewicz-Platz (dem ehemaligen Stalin-Platz) gestellt werden soll, an einer Stelle, wo mehrere Tausende ihre Rechte und Freiheit verlangt haben. Die damaligen Behörden versuchten es, das Denkmal auf den Mickiewicz-Platz nicht hereinzulassen. Die endgültige administrative Entscheidung wurde am... 26. Juni 1981 getroffen!


Bau
Die Errichtung des Denkmals war dank sehr großem Engagement von Belegschaften zahlreicher Betriebe möglich. Die Hauptarbeiten lasteten auf den Cegielski-Werken. An den Ausführungsarbeiten beteiligten sich auch andere Unternehmen aus Posen, aus Großpolen un aus ganz Polen. Unter Schwierigkeiten, auf welche während der Arbeiten gestoßen wurde, waren Probleme mit Gewinnung von Materialien, und vor allem von Stahl entsprechender Qualität für die Ausführung der Denkmalhauptelemente.

Das besondere Engagement von Hunderten von Menschen wurde mit Erfolg gekrönt: Am 23. Mai wurde die Gründungsurkunde in die Fundamentsohle eingemauert, und am 19. Juni wurden die Denkmalbestandteile aus den Cegielski-Werken auf den Mickiewicz-Platz feierlich gebracht. Die Hauptbestandteile des Denkmals wurden in Begleitung von Massen auf den ehemaligen Stalin-Platz über einen ähnlichen Weg gebracht, den die Arbeiter der Cegielski-Werke 1956 gegangen sind, um um ihre Würde und ihre Rechte zu kämpfen.

Seit dem Anfang hat der Denkmalbau ein großes Interesse der Posener erregt. Die Baustelle wurde durch Journalisten und einfache Einwohner besucht. Die Montagearbeiten wurden am 26. Juni abgeschlossen. Das Denkmal des Posener Juni 1956 wurde in einer rekordkurzen Zeit von 41 Tagen ausgeführt.


Erste offizielle Jubiläumsfeier
Parallel mit dem Denkmalbau dauerten die Vorbereitungen für die ersten offiziellen Feierlichkeiten des Jubiläums des Juni '56. Alle Gruppen und Personen, die an den Sache beteiligt waren, haben sich bemüht, das "Freiheitskarneval", das nach dem August '80 folgte, im höchsten Grad zu nutzen, um das Gedenken an den Juni'56 wieder ins Leben zu rufen und das Wissen über diese Ereignisse möglichst zu verbreiten. Zahlreiche in dieser Zeit unternommenen Initiativen waren ein Bestandteil einer eigenartigen Geschichtsstunde.

Die Vorbereitungen für die Jubiläumsfeier umfassten auch Bestärkung des Juni-Gedenkens in der Stadttopographie. Aufgrund der Entscheidungen der Stadtverwaltung wurden auf Antrag von NSZZ Solidarność der Cegielski-Werke die Strassen umbenannt: ehemalige ul. F.Dzierżyńskiego im Stadtviertel Wilda - die Trasse des denkwürdigen Arbeitermarsches - wurde in ul. 28 Czerwca 1956 umbenannt, und ein Teil von ul. Mylna in Jeżyce wurde nach Romek Strzałkowski benannt, einem Jungen, der am 28. Juni 1956 getötet wurde.

Ein festes Gedenkzeichen sind auch die Gedenktafeln, die 1981 an den mit den blutigen Ereignissen verbundenen Plätzen enthüllt wurden.

Die Denkmalsenthüllung fand am 25. Jahrestag der Ereignisse auf dem Mickiewicz-Platz statt und versammelte ca. 200 Tsd. Menschen. Das Denkmal wurde durch den informellen Juni-Anführer Stanisław Matyja und Anna Strzałkowska, die Mutter des an dem Posener Schwarzen Donnerstag getöteten Jungen gemeinsam enthüllt.


Gedenk- und Widerstandszeichen
Seit der Inauguration wurde das Denkmal zu einem sehr ausgeprägten Gedenksymbol der schmerzhaften Ereignisse von vor Jahren. Es erinnerte nicht nur an die zahlreichen polnischen patriotischen und gesellschaftlichen Aufstände in den Jahren 1956, 1968, 1970, 1976 und 1980 - es war auch eine Aufforderung, die Freiheit zu pflegen, um welche die Posener Arbeiter als die ersten gekämpft haben.

Einführung des Kriegszustands am 13. Dezember 1981 hat die Bedeutung der Posener Kreuze als Symbols des Freiheitskampfes noch deutlicher gemacht. Der Mickiewicz-Platz und das Denkmal des Posener Juni 1956 selbst wurden zum Hauptort für die Manifestation der Gebundenheit an die Unabhängigkeit durch die Einwohner von Posen und für den Kampf um eigene Rechte. Das Denkmal wurde während jedes weiteren Jubiläums des Juni '56 oder anderer Ereignisse im Zusammenhang mit Freiheitskämpfen auf eine besondere Weise in "Obhut" der Miliz oder der Geheimdienste genommen. Nach der Befriedung des schlesischen Bergwerks "Wujek" durch die Armee und nach Tötung mehrerer Bergarbeiter hat eine unbekannte Hand das Datum 1981 auf die Kreuzsäule geschrieben, das sehr schnell mit weißer Farbe übermalt wurde. 10 Jahre später wurde das Datum bei der Denkmalrenovierung, am Denkmal befestigt...

Der durch das Denkmal bestimmte Freiheitsraum hat an Tagen wichtiger Jubiläen und Feiertage alle herangezogen und versammelt, die um die Würde, Freiheit und Unabhängigkeit gekämpft haben, und vor allem diejenigen, die nicht vergessen haben...

Nach Erlangen der Unabhängigkeit 1989 steht nichts mehr im Wege, die nächsten Jahrestage des Juni '56 denkwürdig zu machen. Die Posener Kreuze, schon fest in die Stadtlandschaft hineingewachsen, erinnern die weiteren Posener Generationen daran, dass die Freiheit nicht nur gegeben, sondern auch aufgegeben ist...

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