Route 6: Das Zentrum der Stadt

Unsere Wanderung beginnen wir am Kaiserschloß , das sich an einer der Posener Hauptachsen - der Sankt-Martin-Straße (Św. Marcin) befindet. Dieser neoromanische Riesenbau wurde von Franz Schwechten entworfen und 1905-1910 errichtet. Für die feierliche Übergabe des fertiggestellten Schlosses ist Kaiser Wilhelm II. nach Posen gekommen. Nach der Wiedergeburt des polnischen Staates diente das Gebäude in der Zeit zwischen den Weltkriegen als Residenz der Präsidenten der Republik Polen und während des Zweiten Weltkrieges als Hitlers Residenz, wozu es unter Mitwirkung von Albert Speer umgebaut wurde.

Im "Rosenhof" im Schlossgarten befindet sich ein Zierbrunnen , der der berühmten Fontäne im Löwenhof in Alhambra (eine Burg aus dem 13. Jh. in Granada) nachgebildet ist. Gegenwärtig beherbergt das Gebäude das Kulturzentrum "Zamek" (polnisch für "Schloß"), das Puppentheater und zahlreiche andere Einrichtungen und ist häufig Schaubühne von Kulturevents, Ausstellungen und Konzerten. Jedes Jahr, am 11. November wird das Schloss anlässlich des Straßenfestes der Sankt-Martin-Straße der Öffentlichkeit für Besichtigungen zugänglich gemacht.


Von der Sankt-Martin-Straße biegen wir zunächst in die Gwarna-Str. ein, und dann in die 27.-Grudnia-Str. - eine der wichtigsten Einkaufsstraßen der City, die uns zum Wolności-Platz führt. An der linken Seite kommen wir an dem wegen seiner auffallenden Walzenform bekannten Kaufhaus Okrąglak ("Rundling"), anschließend an dem sog. "Polnischen Theater" vorbei, dessen Bau während der fremden Herrschaft in Polen im 19. Jh. durch Privatspenden aus allen Teilungsgebieten Polens finanziert wurde. Dieselbe Straße weiterhin gehend gelangen wir an das vor kurzem renovierte "Arkadia"-Gebäude (genannt nach dem nicht mehr existierenden Tanzlokal), in dem sich gegenwärtig u. a. Das Städtische Informationszentrum (CIM) befindet. Im 19. Jh. war hier ein Theater und 1927 wurde es zum Sitz des Posener Rundfunksenders.

Das Gebäude flankiert die Westseite des Wolności-Platzes, an dessen Nordseite die Raczyński-Bibliothek steht. Dieses klassizistische Bauwerk ist in der ersten Hälfte des 19. Jh. dank der Stiftung Eduard Graf Raczyńskis entstanden und wurde 1829 samt Büchersammlung der Stadt Posen geschenkt. Die wohlproportionierte, klassisch rythmisierte Säulenfassade wurde der Ostseite des Pariser Louvre nachgebildet. 1945 ist das Gebäude samt Büchersammlung abgebrannt. Glücklicherweise sind die zuvor woanders hin verlegten wertvollen Handschriften und Altdrucke gerettet worden. 1956 wurde das historische Gebäude wiederaufgebaut und beherbergt heute eine öffentliche Bibliothek und einen Lesesaal für Positionen aus der Sondersammlung. Es finden hier ebenfalls Lesungen, Ausstellungen und andere Kulturveranstaltungen statt.


Nun biegen wir rechts in die Marcinkowskiego-Allee, um zur St. Martin-Kirche zu gelangen. Diese aus dem Anfang des 16. Jh. datierende und mehrmals umgebaute Kirche wurde in den vierziger und fünfziger Jahren des 20. Jh. wiederaufgebaut. Das Innere ist mit der Wandmalerei von Wacław Taranczewski geschmückt. Der Hochaltar (1498) ist ein gotisches Triptychon eines schlesischen Meisters. Im Schiff ist eine in Holz geschnitzte und bemalte gotische Madonna (um 1510) zu bewundern.


Die Św. Marcin-Str., an der die Kirche steht, führt uns weiter bergab zum Wiosny Ludów-Platz. Rechts sehen wir die Półwiejska-Str., eine sehr populäre Fußgängerzone mit vielen Geschäften und Boutiquen. Am Straßenanfang steht das Denkmal des "Alten Marych" - eine eher ungewöhnliche Erscheinung, da es einer fiktiven Persönlichkeit gewidmet ist. Die literarische Gestalt des Alten Marych wurde von Juliusz Kubel geschaffen, der ihn zum Erzähler seiner in Posener Mundart geschriebenen und sehr beliebten Feuilletons machte. Das von Piotr Sobociński geschaffene Denkmal ist bei den Posenern sehr beliebt.

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