(Konventualfranziskanerpatres )
Kultstätte der an Wundern überreichen Muttergottes und Herrin von Posen
Die Konventualfranziskaner (schwarze Habits) ließen sich in Posen im 17. Jahrhundert nieder. Den Bau eines Gotteshauses auf dem Schloßberg (heute: Przemysł-Hügel) unternahmen sie von 1674-1757 auf Grund eines Vertrages mit Jan Koński. Die Klostergebäude wurden von 1672-1749 auf der Ostseite der Kirche errichtet, aber nach der Aufhebung des Klosters 1834 wurden sie zum Teil abgerissen; bis heute hat nur der Nordflügel überdauert. Im 19. Jahrhundert übergaben die preußischen Behörden die Kirche den deutschen Katholiken, und die Franziskaner kehrten erst 1921 an ihren Posener Sitz zurück. Nach Kriegszerstörungen wurde die Kirche 1945 wieder aufgebaut.
Das Gotteshaus ist eine dreischiffige Basilika mit zwei Kapellen in Verlängerung der Seitenschiffe sowie einer Seitenkapelle auf der Westseite sowie Emporen in drei Folien der Seitenschiffe. Chorraum und Hauptschiff sind mit Tonnengewölben mit Stichkappen gedeckt, die Seitenschiffe mit Kreuzgewölben, die beiden Seitenkapellen mit Kuppeln und Laternen und die Kapelle, die an Westschiff und Fassade angrenzt, mit einem Kuppelgewölbe. Das Innere des Gotteshauses ist reich mit Stuckdekorationen verziert, die Polychromie von etwa 1702 stammt von dem Franziskaner Adam Swach. In Chorraum und Hauptschiff sind hauptsächlich Szenen aus dem Leben des Hl. Antonius, im Westschiff solche aus dem Leben des Hl. Franziskus, im Ostschiff solche aus dem der Muttergottes. Der Hauptaltar entstand um 1690; er ist ein Werk von Antoni Swach, dem Bruder des Malers Adam Swach, von dem auch das Bild Vision des Hl. Antonius im Mittelfeld stammt. Am Gipfel des Altars ein Bild der Muttergottes der Unbefleckten Empfängnis (Kopie nach Murillo von 1877). An den Seitenwänden ein reich skulptiertes und intarsiertes Chorgestühl von Anfang 18. Jahrhunderts, geschmückt mit Skulpturen franziskanischer Heiliger. Über dem Chorgestühl zwei Epitaphien von 1754 für Florian und Wojciech Zdzychowski; im 19. Jahrhundert wurden sie irrtümlich Jan Radoliński (+1761) und Jan Lącki (+1694) zugeschrieben.
An das Hauptschiff sind zwei vierseitige Kapellen angebaut, die mit Kuppeln und Laternen gedeckt sind. Die Kapelle der Muttergottes wurde vor 1681 erbaut; in ihr befindet sich ein Gnadenbild der Muttergottes, das heute als Bild der an Wundern reichen Muttergottes und Herrin Posens bezeichnet wird. Es ist eine Kopie des wundertätigen Bildes aus dem Heiligtum der Muttergottes der Tröstung in Borek-Zdież. Die Überlieferungsgeschichte besagt, daß das Bild, bevor es in die Kapelle der Kirche kam, Eigentum des franziskanischen Ordensmannes Tomasz Dybowski war. 1670 wurde das Bild vorübergehend im Hauptaltar untergebracht; als in der Kapelle 1688-93 der Altar entstand (ein Werk von Antoni und Adam Swach), in seinem Zentralfeld. 1713 wurde das Bild der Maria mit dem Kind in einen prächtigen silbernen Rahmen von 1676-1718 gefaßt (1968 gekrönt). Wenn das Marienbild verschoben wird, erscheinen Bilder der Heiligen Joseph und Johannes des Evangelisten, und an den Seiten des Heiligen Franziskus und Antonius. An den Außenseiten Bilder von St. Anna und St. Joachim, am Gipfel des Altars Reliefs von Engeln und dem Erzengel Michael, und unten am Altar Bildnisse des Burggrafen Wojciech Zawadzki und seines Bruders Tomasz Dybowski. Die Kuppel der Kapelle schmückt eine reichhaltige Stuckverzierung aus der Werkstatt von Alberto Bianco von 1701, und an ihrer Grundlage Reliefs Christi und der Apostel. Das Gewölbe selbst schmücken vier Medaillons mit Silhouetten von heiligen Jungfrauen.
Auf der gegenüberliegenden Seite wurde vor 1757 die Kapelle des Hl. Franziskus von Assisi errichtet, auch sie mit reicher Stuckdekoration. Im Mittelfeld des Rokokoaltars von 1757 ein Bild von Adam Swach St..Franziskus erhält den Ablaß der Portiuncula, und am Gipfel das Flachreliefs Die Auffindung des Grabes des Hl. Franziskus, über ihm ein Relief des Hl. Franziskus. Am Sockel der Kuppel Reliefdarstellungen franziskanischer Heiliger, das Gewölbe der Kuppel selbst ist mit Medaillons aus Silhouetten heiliger Männer und Jungfrauen geschmückt.
Im Hauptschiff eine Kanzel von 1732/33, und gegenüber eine barocke Grabplatte für Wojciech Rydzyński (+1733) und seiner Frau Anna geb. Proski (+1736). Auf der Nordseite wird das Hauptschiff durch die Orgelempore mit Orgel, gestützt auf Feiler und halbrunde Arkaden, geschlossen.
In den Arkaden zwischen den Schiffen sechs spätbarocke Seitenaltäre von 1755 sowie zwei barocke Epitaphien aus dem 18. Jahrhundert: für Katarzyna Skrzetuska, geb. Smoszewska (+1701) und Dorota Kołaczkowska, geb. Rogalińska (+1719). An das Westschiff grenzt die Herz-Jesu-Kapelle von 1757/58 an. Sie wurde Anfang des 20. Jh. nach einem Entwurf von Lucjan Michałowski umgebaut. Die neobarocke Ausstattung stammt von 1928/29.
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